Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 10. Dezember 1998

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"TREFFPUNKT TAGESSPIEGEL INNERE SICHERHEIT
"Gesellschaftliche Ursachen der Kriminalität stärker bekämpfen / Da waren sich alle einig und auch über mehr 'Grün auf den Straßen' / Aber kein Einvernehmen über Videoüberwachung von Straßen
BERLIN. ... Ein strittiges Thema beim 'Treffpunkt' war die Videoüberwachung von Straßen und Plätzen, die von der Grünen-Politikerin Künast strikt abgelehnt wurde. 'Wir können doch nicht jeden potentiellen Straftäter in Manndeckung nehmen.' ... Staatssekretär Böse räumte ein, daß die Videoüberwachung 'für sich betrachtet noch keine so hilfreiche Maßnahme ist.' Aber als eines von vielen Mitteln sei die Überwachung sinnvoll und sorge beispielsweise dafür, 'die Drogenszene in Bewegung zu halten.' Böse forderte eine Novelle des Sicherheits- und Ordnungsgesetzes, um die Videoüberwachung, verdachtsunabhängige bzw. lagebildabhängige Kontrollen und Aufenthaltsverbote rechtlich zu verankern." Tsp. 10.12.98 S. 12

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"Wechselhafte Technologiepolitik / Nur Verschlüsselungstechniken machen Elektropost sicher. Die USA wollen den Export der Technik beschränken. Bonn war bisher dagegen. Nun kam es zu umstrittenen Vereinbarungen
Die neue Bundesregierung plant offenbar, dem Druck der US-Regierung nachzugeben ... . Am 3. Dezember stimmte sie in Wien einem Abkommen im Rahmen des 'Wassenaar Arrangements' zu. Dies verpflichtet sie, den Export wirkungsvoller Verschlüsselung (Kryptographie) strikt zu kontrollieren. ... Nach eigener Darstellung hat das Bundeswirtschaftsministerium eine Verankerung von Kryptobeschränkungen verhindert. Es gebe kein Exportverbot für Verschlüsselungschips oder Software für die Kryptographie. ... In den USA werden Programme zum Verschlüsseln seit jeher wie Waffen behandelt. ... Den Amerikanern und insbesondere ihrem Geheimdienst National Security Agency (NSA) sind 'starke', das heißt unknkackbare, Kodierverfahren für elektronische Kommunikation sehr unangenehm. Sie drängen darauf, das Verfahren des 'key recovery' zum Standard zu erheben: Ein Generalschlüssel muß bei einem 'Trust Center', einer Behörde, die die jeweilige Regierung für vertrauenswürdig hält, hinterlegt werden. ... Es existiert zwar ein Aktionsprogramm, das den Einsatz kryptographischer Verfahren fördern soll, aber ob diese 'stark' sein werden oder ob die Industrie gezwungen wird, Software mit einer Hintertür für Geheimdienste wie die NSA zu benutzen, das ist nach der Unterschrift unter das Abkommen von letzter Woche wieder offen." taz 10.12.98 S. 2

Interview
"'Der digitale Lauschangriff kommt' / Der Technologie-Experte und Grünen-Politiker Manuel Kiper kritisiert, daß Bonn der US-Politik zu Verschlüsselungstechniken nachgeben will
(Kiper:) ... 'Die Arbeit der Medien-Enquetekommission des Bundestages wird mit der Unterschrift unter das Wassenaar-Abkommen konterkariert. Die Kommission empfahl im Juni einmütig und parteiübergreifend: Alle Maßnahmen, die einer breiten Nutzung starker Verschlüsselungsverfahren entgegenstünden, müßten vermieden beziehungsweise abgebaut werden.' ... (Kiper:) 'Man kann nur hoffen, daß die Wirtschaft jetzt nicht stillhält, sondern aufwacht. Wer starke Kryptographie verbietet, muß erhebliche Sicherheits- und Kostenrisiken in Kauf nehmen. Das Prinzip des key recovery ist mit den nationalen Sicherheitsinteressen unvereinbar.'" taz 10.12.98 S. 2

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"Gesetzesnovelle / Bürgerkomitee will weiter Namen in Stasi-Akten lesen
Das Bürgerkomitee in Leipzig hat an den Bundestag appelliert, auf jegliche Anonymisierungsregelungen im Stasi-Unterlagen-Gesetz zu verzichten. ... Anlaß ist die am Donnerstag vorgesehene Beratung des Parlaments über eine Novelle des Stasi-Unterlagen-Gesetzes, das bislang vorsieht, vom nächsten Jahr an auf Antrag von Betroffenen und Dritten personenbezogene Daten zu schwärzen. Darin eingeschlossen wären auch ehemalige Stasi-Mitarbeiter. Diese Möglichkeit soll durch die Änderung des Gesezes nun um vier Jahre verschoben werden." FR 10.12.98 S. 4

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"Expertenanhörung in Karlsruhe / BGH prüft Zulässigkeit von Lügendetektoren" SZ 10.12.98 S. 1

"Lügt der Lügentest? / Eine Anhörung vor dem Bundesgerichtshof soll klären, ob sich Angeklagte künftig freiwilig einem Lügentest unterziehen dürfen. Die Zuverlässigkeit der Methode ist umstritten" taz 10.12.98 S. 7

"Kann der Lügendetektor Lügen aufdecken? / Sachverständige geben Auskunft vor dem Bundesgerichtshof / Positionen im Widerstreit" FAZ 10.12.98 S. 15

"Streit über Lügendetektoren / Bundesgerichtshof in Karlsruhe hört Experten an" FR 10.12.98 S. 32

"Gutachter uneins über Lügendetektor / Anhörung in Karlsruhe" BerlZtg 10.12.98 S. 7

"Oberste Bundesrichter prüfen Einsatz des Lügendetektors / Stichwort 'Lügendetektor'" Welt 10.12.98 S. 4

"Warum erfolgt eine Reaktion? / Das Für und Wider von Lügendetektoren / Bundesgerichtshof hört Sachverständige an" Tsp 10.12.98 S. 4

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"'Zwangsgauckung' macht aus Tätern Opfer / Wie die PDS in der Debatte um Stasi-Verstrickungen von Parlamentariern die Begriffe besetzt" SZ 10.12.98 S. 2

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"Diskussion / Verfassung und ihr Schutz
Die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. (GBM) lud am Dienstag abend in Berlin zu einer Podiumsdiskussion 'Verfassungsschutz contra Grundrechte und Demokratie' ein. ... Dr. Rolf Gössner aus Bremen kritisierte die Einschränkung wichtiger Grundrechte und stellte fest, daß die Polizei zunehmend mit nachrichtendienstlichen Befugnissen ausgestattet wird. Damit sei das verfassungskräftige Gebot der Trennung von Geheimdienst und Polizei 'bis zur Unkenntlichkeit durchlöchert...'." ND 10.12.98 S. 5

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"Geheimdienste / Kanzleramt will 'Rosenholz'-Akten
Der neue Geheimdienst-Koordinator im Kanzleramt Ernst Uhrlau will die von den USA entführten Akten der DDR-Staatssicherheit (zurück). ... Bei der Aktion 'Rosenholz' waren insbesondere die Namen von 13 000 HVA-Agenten interessant. Sie sind seither Arbeitsmaterial in der CIA-Zentrale in Langley." ND 10.12.98 S. 5

"Bonn will Stasi-Unterlagen von den USA zurückbekommen / Uhrlau: Dokumente nicht zweckentfremden
... Die Unterlagen dürften nicht durch Dritte zweckentfremdet weden, 'auch nicht zu Pressionen', sagte Uhrlau ... ." Welt 10.12.98 S. 5

"STASI-AKTEN:
... 'Es ist für die Bundesrepublik auf Dauer nicht akzeptabel und hinnehmbar, daß relevante Unterlagen bei den Vereinigten Staaten und ein mögliches oder wahrscheinliches Doppel in Rußland liegen', sagte Geheimdienst-Koordinator Ernst Uhrlau." BerlZtg 10.12.98 S. 6

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"Sinatra bot sich dem FBI als Agent an / Bundespolizei veröffentlicht die Akte von 'Frankie-Boy' - 25 Seiten bleiben aber weiter unter Verschluß
...veröffentlichte das FBI eine 1275 Seiten dicke Akte, die sie über den US-Star angelegt hatte." Welt 10.12.98 S. 12

"FBI-Akten dokumentieren Sinatras Tricks / Entertainer bot sich der Bundespolizei als Sonderagent an / Einige Geschäfte mit Mafia-Bossen
... Das Bundeskriminalamt gab bis auf 25 Seiten (zum Schutz Dritter) alles frei, was es über Sinatra gesammelt hatte." BerlZtg 10.12.98 S. 10

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"Wer prüft was? Die vielen Medienkontrolleure sollen künftig besser zusammenarbeiten
R. Hochstein, bis Ende 1998 noch Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, schlägt eine Service- und Clearingstelle unter Beteiligung der Landesmedienanstalten, des Bundeskartellamtes und der Regulierungsbehörde (!) vor, um die Zersplitterung im Bereich der Medienaufsicht zu beseitigen. Vom Datenschutz ist bisher nicht die Rede. In der Woche vor Weihnachten will er ein Gespräch mit den Spitzen des Bundeskartellamtes und der Regulierungsbehörde führen, im Januar stehen entsprechende Gespräche mit den Rundfunkveranstaltern an." DIE ZEIT 10.12.98 S. 39

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"KEKSE GEFÄLLIG? Wie Miniprogramme aus dem Internet die Heimrechner ahnungsloser Computerbenutzer infiltrieren können
Neues von den Cookies und ActiveX sowie der Java-sandbox; Befragung der Experten Dirk Fox und Kai Rannenberg, wörtlich: 'Mit der Kombination von Windows 95 und ActiveX gibt man beinahe einen Generalschlüssel für den eigenen Rechner im Internet ab.'' Außerdem Hinweis auf eine neue Studie zu diesem Thema der Neurotec-Hochtechnologie GmbH im Auftrag des BSI. DIE ZEIT 10.12.98 S. 45 / Nähere Hinweise zum Problem unter www.zeit.de/links/

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